Bock-Kolumne vom Februar 2023 – Unsere Gesellschaft ist vielfältig. Und das ist gut so. Wir haben unterschiedliche Geschlechter, Alter, Hautfarben, politische Einstellungen, religiöse Überzeugungen, persönliche Erfahrungen und Herkunftsländer. Trotzdem wird unsere Politik mehrheitlich geprägt von Männern, heterosexuell, ohne Migrationshintergrund und über fünfzig Jahre alt. Kann man diesen engagierten Politikern einen Vorwurf machen? Nein.
Das Problem liegt wo anders. Es sind verschiedene Probleme. An unterschiedlichsten Orten. Dabei geht es um Themen wie geschlossene Machtstrukturen, veraltete Rollenbilder oder fehlende Vorbilder. Der Rahmen dieser Thematik sprengt den Umfang meiner Kolumne. Aus diesem Grund möchte ich auf jenen Teilaspekt eingehen, der mir selbst am nächsten liegt: das Engagement von Frauen in der Politik. Was wäre, wenn Frauen in der Politik genauso stark vertreten wären wie in unserer Gesellschaft? Selbstverständlich ist Frau nicht gleich Frau. Sie unterscheiden sich beispielsweise in ihren persönlichen Erfahrungen oder politischen Überzeugungen.
« Frauen bringen andere Themen in den politischen Diskurs ein. »
Doch viele Studien haben gezeigt: Frauen bringen andere Themen in den politischen Diskurs ein. Dabei geht es beispielsweise um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Lösungen gegen den Fachkräftemangel, die finanzielle Absicherung im Alter und bei Trennung sowie Gesundheits- und Bildungsthemen im Allgemeinen. Selbstverständlich fallen die jeweiligen Vorstellungen und Lösungswege je nach Partei sehr unterschiedlich aus. Mit einer größeren Beteiligung von Frauen in der Politik würden sich die thematischen Prioritäten verändern – zum Vorteil von uns allen. Ausserdem lebt die Wirtschaft es bereits vor: Divers zusammengesetzte Teams auch mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen erarbeiten nachhaltigere und breiter abgestützte Lösungen.
Doch weshalb sind Frauen in praktisch jedem Gemeinderat oder Parlament deutlich in der Unterzahl? Die Gründe liegen einerseits bei den Frauen selbst: Viele von ihnen trauen sich schlicht zu wenig zu. Persönliche Gespräche oder Vorbilder können hier aber Wunder bewirken. Zudem ist Politik vielen Frauen zu konfrontativ, zu machtorientiert. Dieser Umstand würde sich jedoch ändern, würden sich mehr Frauen politisch engagieren. Denn Frauen sind tendenziell integrativer und suchen stärker nach gemeinsamen Lösungen. Ein anderer Grund für die geringe Zahl an Politikerinnen ist gesellschaftlicher Natur. Familie, Haushalt, Job und Politik sind schwierig unter einen Hut zu bringen. Und da für die Familie und Haushalt in vielen Familien auch heute noch hauptsächlich die Frau zuständig ist, liegt ein ehrenamtliches politisches Engagement schlicht nicht drin.
Jede Frau, die sich ein politisches Engagement zumindest überlegt, lade ich zu einem persönlichen Gespräch ein. Denn nur wer mitredet und mitentscheidet, hat die Chance, etwas zu bewegen.